SGD Nord: Baumaßnahmen zur Rheindeich-Sanierung in Neuwied-Engers starten – Land investiert Millionen in die Deichsanierung

Wenn Flüsse oder Bäche innerhalb kurzer Zeit über die Ufer steigen, kann das für die betroffenen Menschen schlimme Folgen mit sich bringen. Deshalb arbeitet die rheinland-pfälzische Landesregierung seit vielen Jahren daran, die Gefahr, die vom Hochwasser ausgeht, so gut es geht zu überwachen und einzudämmen. So zum Beispiel auch in Neuwied: Der Deich im Stadtteil Engers schützt die Menschen der Stadt Neuwied bereits seit mehr als 90 Jahren vor Hochwasser. Er verhindert zudem, dass das für die gesamte Region bedeutsamen Trinkwasservorkommen im Engerser Feld durch verunreinigtes Rheinwasser gefährdet wird. Allerdings ist der Deich in die Jahre gekommen und muss saniert werden. Die Baumaßnahmen dazu laufen jetzt an.

Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord hat den Plan für das Millionenprojekt genehmigt und ist für die Planung, Vergabe und Überwachung der Arbeiten verantwortlich. „Für die Sanierungsarbeiten werden Kosten von etwa 7,2 Millionen Euro anfallen. Neben den reinen Baukosten fallen noch weitere Kosten an, wie beispielsweise für Planung, Rodungsarbeiten, Ausgleichsmaßnahmen oder Grunderwerb. Das Land Rheinland-Pfalz investiert in den Schutz der Menschen vor möglichen Fluten knapp 10 Millionen Euro“, sagt SGD-Nord-Präsident Wolfgang Treis. Die Stadt Neuwied übernimmt 10 Prozent der Gesamtkosten.

Vor Beginn der eigentlichen Baumaßnahmen war eine Untersuchung des Areals auf Kampfmittel nötig, da die Eisenbahnbrücke in Engers am Ende des zweiten Weltkrieges stark umkämpft war und bombardiert wurde. Bei der Sondierung wurden rund 56.000 Quadratmeter auf Kampfmittel untersucht. Auf dieser Fläche konnten insgesamt 2.290 Störwerte festgestellt werden, davon mussten 728 Stück näher untersucht werden. 174 Kampfmittel wurden geborgen, darunter Infanteriemunition, Wurfgranaten, Stabbrandbomben, Übungsminen sowie Granatpatronen. Außerdem wurden etwa 4.500 Kilogramm Metallschrott geborgen und entsorgt.

Da diese Arbeiten nun abgeschlossen sind, kann die Baufirma STRABAG GmbH in der 40. Kalenderwoche damit beginnen, die Baustellenzufahrtsstraßen und Baustelleneinrichtungen herzustellen. Hierbei kann es möglicherweise zu kleineren Verkehrseinschränkungen kommen.

Bei der Deichertüchtigung ist es wichtig, dass der Hochwasserschutz für die Stadt Neuwied stets gewährleistet ist, weshalb die Arbeiten in jeweils 75 Meter langen Abschnitten erfolgen. Jeder Abschnitt wird vollständig abgetragen und neu aufgebaut. Zur Sicherstellung des Hochwasserschutzes wird ausreichend Schüttmaterial vorgehalten, sodass bei einem eintretenden Hochwasserereignis innerhalb von 24 Stunden reagiert werden kann.

Die erste Maßnahme wird an der Unterführung der Eisenbahnbrücke stattfinden. Hier soll aufgrund der beengten Platzverhältnisse eine Stützmauer errichtet werden. Diese wird so hergestellt, dass der Schwerlastverkehr diese Passage uneingeschränkt befahren kann. Aufgrund der Baustelle muss der Elmsweg sowie der Deich für die gesamte Dauer der Deichertüchtigung gesperrt werden. Der betroffene Fahrradweg wird entsprechend umgeleitet und ausgeschildert Wir bitten die Bevölkerung hier um Verständnis.

Je nach Witterungsverhältnissen sollen die Bauarbeiten im Jahr 2023 abgeschlossen sein.

Zum Hintergrund

Der rechtsrheinische Hochwasserschutzdeich westlich der Ortslage Neuwied-Engers ist ein wichtiger Bestandteil der gesamten Hochwasserschutzanlagen der Stadt Neuwied. Er erstreckt sich von Rhein-Kilometer 601,96 bis Rhein-Kilometer 602,58 und riegelt einen ehemaligen Altarm des Rheins ab, der durch das „Engerser Feld“ verläuft. Neben dem Schutz der Innenstadt von Neuwied wirkt sich der Deich auch schützend auf die für die Region unverzichtbaren Trinkwassergewinnungsanlagen im „Engerser Feld“ aus. Im Hochwasserfall wird der Eintrag von verunreinigtem Rheinwasser in das hinter dem Deich gelegene Trinkwasserschutzgebiet und somit in das Grundwasser vermieden. Der in die Jahre gekommene Rheindeich ist im Falle eines extremen Hochwassers nicht mehr standsicher und die Technik ist veraltet. Deshalb soll er in Abschnitten zurückgebaut und als 3-Zonen-Deich mit Stützkörper, Oberflächenabdichtung und Auflastfilter wieder aufgebaut werden. Der neue Deich wird insgesamt rund 860 Meter lang sein. Der Hochwasserschutzdeich unterquert bei Rhein-Kilometer 602,1 die Kronprinz-Wilhelm-Brücke, wodurch der Planungsraum in zwei Bereiche gegliedert wird. Westlich der Eisenbahnlinie verläuft der neue Deich weitgehend in der Trasse des bisher vorhandenen Deiches. Östlich schwenkt er von der alten Trassenführung, die parallel zum Rheinufer verläuft, ab und folgt dem Elmsweg nach Nordosten, wo er am Ortsrand von Engers in dem dort natürlich ansteigenden Gelände ausläuft. Im Bereich der Eisenbahnbrücke wird die landseitige Deichböschung aufgrund der sehr beengten Platzverhältnisse durch eine Stützmauer abgefangen. Die Hochwasserschutzanlage erhält hier über eine Strecke von rund 170 Metern eine Untergrundabdichtung, die mit Spundwänden – in Ergänzung zu einer bereits vorhandenen Rüttelschmalwand – hergestellt wird. Diese dient als Sickerwegsverlängerung und führt zu einem Druckabbau im Untergrund und damit zu einer Erhöhung der Standsicherheit der Hochwasserschutzanlage. Der Grundwasserzustrom zu den Brunnen der Trinkwassergewinnung wird dadurch nicht beeinträchtigt. Weitere wesentliche Elemente der Deichanlage sind ein bituminös befestigter Deichverteidigungsweg, der auch als Radweg genutzt werden darf, zwei Deichschutzstreifen, die Deichkrone mit Fußweg, eine Untergrundabdichtung und verschiedene Deichüberfahrten.

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