„Literarische Mittagspause“: Lesung von Ernst Heimes in der SGD Nord wird am 9. November als Livestream übertragen

Der 9. November 1938 war ein Tag des Schreckens. In Gedenken an die Reichspogromnacht, in der Synagogen niedergebrannt und Juden verhaftet, misshandelt oder getötet wurden, veranstaltet die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Koblenz und der Buchhandlung Heimes schon seit Jahren die „Literarische Mittagspause“.

In dieser trägt der Koblenzer Autor Ernst Heimes Ausschnitte aus seinen Büchern vor, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigen. Am Dienstag, 9. November, 12.30 Uhr, ist es wieder soweit. Diesmal liest Heimes im großen Sitzungssaal der SGD Nord aus seinem Buch „Mirjam Ghettokind“. Die Lesung kann man kostenfrei als Livestream unter der Adresse s.rlp.de/UmWEC verfolgen. Dort wird sie auch nach dem 8. November noch verfügbar sein.

Bei dem Buch handelt es sich um ein Schauspiel, in dem die Geschichte einer jüdischen Familie und ihrer Tochter Mirjam dargestellt wird. Der Leidensweg der Familie führt sie ins Ghetto Theresienstadt. Dort erlauben die Nazis Musik- und Theateraufführungen, um einer Kommission des Internationalen Roten Kreuzes eine heile Welt vorzuspielen. Die Täuschung gelingt und für Mirjam, die sich an den Aufführungen beteiligt, kehrt anschließend der Schrecken zurück.

„Gerade in einer Zeit, in der der Antisemitismus in Deutschland wieder zunimmt, ist es wichtig, an diese schreckliche Zeit zu erinnern. Wir müssen auch weiterhin wachsam sein und verhindern, dass so etwas noch einmal passiert. Daher bin ich Ernst Heimes dankbar, dass er uns mit seinen Texten aufrüttelt“, sagt Wolfgang Treis, der Präsident der SGD Nord. Und die Koblenzer Kulturdezernentin Margit Theis-Scholz ergänzt: „Die jährlich stattfindende Mittagspause mit Ernst Heimes hat sich mittlerweile zu einem festen Element im Rahmen unserer Koblenzer Erinnerungskultur entwickelt, mit der wir gemeinsam unserer Verantwortung für das Wachhalten der Schrecken des Holocausts nachkommen. Ich möchte mich bei allen Beteiligten bedanken, die eine Durchführung auch in diesem Jahr in digitaler Form möglich machen, sodass wir den Kreis der interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer möglichst groß halten können."

Ernst Heimes hat sich aus einem ganz bestimmten Grund entschlossen, in diesem Jahr nicht aus seinen Büchern über das KZ-Außenlager Cochem, sondern aus „Mirjam Ghettokind“ vorzulesen: „In diesem Jahr feiern wir 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Daher ist es mir wichtig, die Geschichte eines jüdischen Mädchens zu erzählen. Mirjam ist zwar eine fiktive Person, der geschichtliche Rahmen und das, was ihr zustößt, sind für viele Mädchen ihres Alters aber bittere Realität gewesen in dieser dunklen Zeit“, sagt er. 

Das Buch „Mirjam Ghettokind“ ist erschienen im Brandes & Apsel-Verlag.

Teilen

Zurück