Das Kapitel beschäftigt sich mit der Geschichte des SS-Obersturmführers Walter Scheffe, der durch das französische Militärgericht zunächst zum Tode verurteilt, dann jedoch kurz vor seiner Hinrichtung begnadigt wurde. Er verbüßte daraufhin eine Haftstrafe samt Zwangsarbeit im Wittlicher Kriegsverbrecher-Gefängnis. Doch die Erzählung geht über die persönliche Geschichte dieses Mannes hinaus: „Sie wirft schwierige Fragen nach der Verantwortung auf und beleuchtet die Belastung, die seine Familie ertragen musste, als sie erfuhr, dass ein geliebter Mensch Kriegsverbrechen begangen hatte. Eine schwierige Situation, in der sich viele Familien in der Nachkriegszeit befanden und die bis heute oft unausgesprochen bleibt“, betonte Wolfgang Treis.
Für PD Dr. Margit Theis-Scholz zählt die „Literarische Mittagspause“ mittlerweile fest zum literarischen Jahreskalender der Stadt Koblenz. „Da der 9. November einen einschneidenden Tag der deutschen Geschichte darstellt, ist es wichtig, an diesem Tag einen Moment innehalten zu können. Durch Heimes literarisches Werk wird aufgezeigt, dass die Gräueltaten und Verbrechen der Nationalsozialisten auch hier, mitten unter uns, stattfanden. Damit leistet die Lesung einen bedeutsamen Beitrag zur Erinnerungsarbeit und ruft zu kritischer Achtsamkeit bei demokratiegefährdenden Entwicklungstendenzen in unserer Gesellschaft auf.“
Die Veranstaltungsreihe „Literarische Mittagspause“ wird seit 2018 von der SGD Nord, dem Kulturamt der Stadt Koblenz und der Buchhandlung Heimes organisiert und stellt seither einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur dar. In diesem Jahr befand sich unter dem interessiert lauschenden Publikum auch eine große Zahl von Schülerinnen und Schülern. Damit wurde die Grundlage dafür geschaffen, dass die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse auch in den Köpfen der nachfolgenden Generationen nicht verblasst. Das Format der Literarischen Mittagspause ist bei den Schulen auf derart positive Resonanz gestoßen, dass eine zusätzliche Lesung organisiert worden ist.