SGD Nord: Expertentreffen zum Amphibienschutz

Auf Einladung der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord trafen sich bereits zum vierten Mal Expertinnen und Experten aus dem Bereich des Amphibienschutzes zu einem Erfahrungs- und Informationsaustausch. Der „Arbeitsgruppe Amphibienschutz“ gehören Vertreterinnen und Vertreter des behördlichen Naturschutzes, der anerkannten Naturschutzvereine, von Abbaubetrieben, dem Bundesverband Keramische Rohstoffe und Industrieminerale e.V., von Universitäten sowie die Biotopbetreuer an. Gemeinsam arbeiten sie an der Umsetzung von Amphibienschutzmaßnahmen im Naturraum Westerwald.

„Durch die kontinuierliche Kooperation zwischen behördlichem Naturschutz, Biotopbetreuung, Privatwirtschaft und Wissenschaft können wir im Westerwald einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten und die Lebensräume für vom Aussterben bedrohte Amphibien nachhaltig sichern“, so Nicole Morsblech, Vizepräsidentin der SGD Nord, bei der Begrüßung. Die Amphibienschutzmaßnahmen werden von der SGD Nord im Rahmen der Umsetzung der sogenannten Flora-Fauna-Habitat- (FFH-) Richtlinie seit dem Jahr 2016 im Naturraum Westerwald geplant und durchgeführt. Dieser umfasst das Gebiet der Landkreise Altenkirchen, Westerwald und Neuwied.

Leitarten sind vor allem die besonders geschützten und stark gefährdeten Arten Gelbbauchunke und Kammmolch. Bei nachgewiesenen Vorkommen sollen auch Maßnahmen für weitere Arten, wie zum Beispiel Europäischer Laubfrosch, Geburtshelferkröte oder Kreuzkröte vorgesehen werden. Somit können von dem Projekt bis zu zwölf der in Rheinland-Pfalz vorkommenden Arten profitieren. Die Maßnahmen sollen im ersten Schritt die Amphibienbestände im Planungsraum stabilisieren und diese durch Sicherung und Optimierung der bekannten „Quellpopulationen“ dauerhaft erhalten. Das Projekt wird im Rahmen des ELER-Entwicklungsprogrammes „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE) auch durch die Europäische Union gefördert. Es läuft bis zum Jahr 2022.

Seit dem Projektstart im Jahre 2016 findet einmal jährlich eine Sitzung der eigens ins Leben gerufenen „Arbeitsgruppe Amphibienschutz“ statt. Durch diese regelmäßigen Treffen sollen ein gleich hoher Informationsstand sowie die Abstimmung und gegebenenfalls Integration weiterer Planungen und damit ein hohes Synergiepotential zum Nutzen der Arten erreicht werden. Neben der rein naturschutzfachlichen Betrachtung legt die Obere Naturschutzbehörde auch ein besonderes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit der Maßnahmen und den regelmäßigen Informationsaustausch mit allen am Projekt Beteiligten.

Im Mittelpunkt des Treffens standen deshalb die Fachvorträge von Referats- und Projektleiter Dr. Roland Pietsch von der SGD Nord, dem von der Oberen Naturschutzbehörde beauftragten Projektkoordinator Stefan Kolling vom Planungsbüro Sweco und Alena Schäfer, Doktorandin an der Universität Koblenz-Landau. Sie informierten über den bisherigen Projektverlauf, den Sachstand der Maßnahmenumsetzung aus den Jahren 2018 und 2019 sowie aktuelle Untersuchungsergebnisse zur Gelbbauchunke. Eine Fachexkursion rundete das Expertentreffen ab. In einer nahegelegenen Tongrube demonstrierte Doktorandin Alena Schäfer praxisnah das Vorgehen bei wissenschaftlichen Untersuchungen. Zudem konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Bild von den Maßnahmen der SGD Nord und deren Nutzen für die dort vorkommenden Arten machen.


Hintergrund:
Die meisten Amphibienarten sind bei uns durch den Verlust oder die Beeinträchtigung ihrer angestammten Lebensräume sehr stark in ihrem Bestand gefährdet. Ein langfristiges Überleben vieler Arten, wie beispielsweise Gelbbauchunke oder Laubfrosch, ist ohne die aktive Hilfe des Menschen bei der Anlage und Pflege entsprechender Lebensräume oft nicht möglich. Das macht den Amphibienschutz zu einer Daueraufgabe, die nicht zuletzt durch trockene und heiße Sommer immer wichtiger wird. Das Beispiel der Gelbbauchunke zeigt die große Verantwortung für den Erhalt von Amphibien. Ein gutes Drittel der Weltpopulation ist in Deutschland beheimatet. Wesentliche Vorkommen gibt es im Bereich der SGD Nord nur noch im Westerwald und in der Gegend um Trier. Damit sich die Populationen dort erholen, ist die SGD Nord seit Jahren sehr aktiv. Im Focus sind vor allem Abbaugebiete oder ehemalige Truppenübungsplätze.

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