An vier Tagen haben sich Prof. Michael Klemm und Florian Weber von der Universität Koblenz mit ihren studentischen Teams, Christine Brehm vom KuLaDig Kompetenzzentrum Rheinland-Pfalz bei der SGD Süd und Vertreterinnen und Vertretern der Kommunen getroffen, um die Konzeption für die Präsentation der Kommunen in KuLaDig festzulegen. SGD Süd-Präsident Prof. Dr. Hannes Kopf bedankt sich bei allen Beteiligten für ihre Arbeit und lobt vor allem das ehrenamtliche Engagement der Projektteams in den Städten und Gemeinden: "KuLaDig bietet unseren Kommunen eine moderne Möglichkeit, Ihre Sehenswürdigkeiten und Charakteristika spannend zu präsentieren. So wird die unglaubliche Arbeit sichtbar, die viele geschichts- und heimatbegeisterten Bürgerinnen und Bürger leisten. Besonders freut mich, dass Ältere wie auch Jüngere sich dafür begeistern." Zu den Modellkommunen 2022 zählen Dausenau (Rhein-Lahn-Kreis), Treis-Karden (Kreis Cochem-Zell), Bretzenheim (Kreis Bad Kreuznach), Nierstein (Kreis Mainz-Bingen), Berglicht (Kreis Bernkastel-Wittlich), Idar-Oberstein (Kreis Birkenfeld), Mackenbach (Kreis Kaiserslautern) und Bellheim (Kreis Germersheim).
Mit seinen mittelalterlichen Stadtmauerresten, ihrem schiefen Turm und Fachwerkhäusern nimmt Dausenau an dem Projekt teil. Die Gemeinde möchte mit einem Spaziergang ins Mittelalter ihr Geschichte digital erlebbar machen und Einheimische wie Gäste gleichermaßen auf eine Zeitreise mitnehmen, in der Menschen aus dem Mittelalter ihre Geschichte erzählen. Zur 675-Jahr-Feier im kommenden Jahr soll der KuLaDig-Auftritt präsentiert werden. "Das Projekt ist so wichtig für unser Ehrenamt. Seit Jahrzehnten investieren hier Bürgerinnen und Bürger ihre Zeit in unser historisches Erbe. Nun bekommen sie ihren Verdienst. Wir können alles sichtbar machen und der ganzen Welt auf zeitgemäße Art zeigen", freut sich Ortsbürgermeisterin Michelle Wittler. Endlich könne man die vielen Geschichten, die in Dausenau versteckt sind nicht nur zugänglich machen, sondern auch für die Zukunft bewahren.
Mit Bauten des berühmten Architekten Johann Claudius von Laussaulx beteiligt sich Treis-Karden. Der Ort an der Mosel wird auch mit Burgen, einem Kloster und seinem Museum vertreten sein. Die Zeugnisse des einst mächtigen Stiftsbezirks werden digitalisiert. "Unser Team hat so viel Herzblut in die Erforschung unserer Geschichte gesteckt. Es ist vor allem schön, dass sich gerade junge Leute für die Digitalisierung unserer Geschichte begeistern. Wir freuen uns riesig, das nun in KuLaDig mithilfe des Modellprojekts präsentieren zu können. Das ist eine prima Möglichkeit für uns, auch den Menschen, die zum Beispiel hier in der Gegend wandern, zu zeigen, was wir alles Spannendes zu bieten haben", erklärt Ortsbürgermeister Hans-Josef Bleser.
Die Gemeinde Bretzenheim wird in KuLaDig ihre 7000 Jahre alte Siedlungsgeschichte erzählen – vom steinzeitlichen "Bretzi" über eine Felseneremitage bis hin zu ihrem Schloss. Auch der Disibodenberger Hof soll den Bezug zur Geschichte Hildegard von Bingens dokumentieren. "KuLaDig bietet uns die Möglichkeit, Objekte wie die Eremitage aus ihrem 200-jährigen Dornröschenschlaf zu wecken und für alle sichtbar zu machen. Wir erhoffen uns von dem Projekt weitere Impulse für den Tourismus und möchten gleichzeitig junge Leute einbringen, um sie an die unglaublich lange Geschichte unseres Ortes heranzuführen. Ich bin besonders froh, dass sich auch die junge Generation engagiert und sogar unser Archiv weiterführt", sagt Ortsbürgermeister Olaf Budde.
Der Rhein steht bei Nierstein im Fokus des Projekts. Entlang der Rheinpromenade werden Geschichten aus der Geschichte erzählt. Neben der Entwicklung der Fährverbindung werden auch die ehemalige Badeanstalt, Mühlen und der Rhein als Transportweg aufgegriffen. "Wir möchten mit KuLaDig unsere Tourismus-Strategie systematisch ausbauen. KuLaDig soll es uns möglich machen, noch mehr interessante Kulturangebote und -objekte zu zeigen und so die Aufenthaltsdauer der Gäste zu verlängern. Wir haben so viel zu erzählen, nicht nur über unseren Wein und die traditionsreichen Weinlagen. Deshalb freuen wir uns sehr, dabei zu sein", betont der Erste Stadtbeigeordnete Otto Schätzel.
Die Wandlung von Dorf mit Landwirtschaft hin zum Pendlerort und Windenergiestandort dokumentiert Berglicht im Hunsrück. Die Gemeinde arbeitet generationenübergreifend ihre Siedlungs- und Alltagsgeschichte auf und bewahrt alte Erzählungen in Mundart und Anekdoten aus dem Leben. "Wir wollten unbedingt bei KuLaDig mitmachen, brauchten niemanden zu überzeugen und sind dankbar, dabei zu sein. Für uns ist das wirklich ein Höhepunkt. Voller Leidenschaft machen Jüngere und Ältere mit", freut sich Ortsbürgermeister Michael Reusch. Das Projekt biete eine tolle Möglichkeit, die Geschichte des Orts digital und modern aufzuarbeiten und zu bewahren.
Die Edelstein- und Schmuck-Industrie steht bei Idar-Oberstein im Vordergrund. Industriedenkmäler wie die Ketten- und Bijouteriewarenfabrik Jakob Bengel oder die Weiherschleife sollen beim KuLaDig-Projekt mit virtuellen Rundgängen, Videos und Audiobeiträgen aufgearbeitet werden. "Ich freue mich sehr, dass die Stadt Idar-Oberstein als Pilotkommune für das aktuelle Projektjahr ausgewählt wurden", unterstreicht Oberbürgermeister Frank Frühauf. Mithilfe des Projektes könne die Stadt ihr kulturelles Erbe erhalten und sowohl identifikationsstiftend vor Ort als auch im touristischen Kontext einsetzen. "Außerdem ist das Projekt eine hervorragende Ergänzung zur Digitalstrategie für Idar-Oberstein, die wir vor Kurzem im Rahmen einer Digitalwerkstatt auf den Weg gebracht haben", so der OB.
Musik ist bei den geplanten KuLaDig-Beiträgen in Mackenbach drin. Der für seine Wandermusikanten bekannte westpfälzische Ort möchte seine Geschichte und vor allem die Geschichte rund um Freud und Leid der Menschen erzählen. Bittere Armut trieb die Mackenbacher hinaus in die Welt, ihre Musik bedeutete für sie trotzdem mehr als ein Broterwerb, wie das Musikantenmuseum bezeugt. "KuLaDig ist für uns ein wichtiger Schritt, um unsere Geschichte zu erhalten und stärker ins Bewusstsein von Einheimischen und Gästen zu rücken", erklärt Beigeordnete Bärbel Holzmann, die auch das Westpfälzer Musikantenmuseum leitet. Sie fügt hinzu: "Wir können unser Museum, unsere Musikantenhäuser und vieles mehr in unserem Ort nun digital und spannend aufbereiten. Mit KuLaDig können wir die wunderbaren Perlen, die wir in der Westpfalz haben, ausgraben und aufpolieren. Wir hoffen, damit den sanften Tourismus in unserer Region weiter beleben zu können. Auch für die Menschen in unserem Ort stellt KuLaDig eine zukunftsfähige Verbindung zwischen digitalem Erleben und dem Erleben vor Ort dar."
Auf den Spuren der Queichlinien können Gäste wie Einheimische künftig in Bellheim wandeln. Die Reste der Befestigungslinie, die die Franzosen während des Österreichischen Erbfolgekrieges in den 1740er Jahren errichtet haben, soll digital erlebbar gemacht werden mit KuLaTouren und Storymaps. Erster Beigeordneter Hermann-Josef Schwab, der die Geschichte umfangreich erforscht hat, und Gerald Job, Ortsbürgermeister von Ottersheim, freuten sich stellvertretend für die Verbandsgemeinde, dass die Queichlinien für KuLaDig ausgewählt wurden. "Es ist klasse, dass wir dabei sind und wir dieses besondere Denkmal mithilfe des Projekts digitalisieren und modern aufbereiten können. Wir werden hoffentlich viele Menschen dafür begeistern", sagt Gerald Job.