Katrin Eder: „Die Nister ist ein geeigneter Lebensraum zur Wiederansiedlung der Bachmuschel“

Förderbescheid über rund 394.000 Euro für Projekt zur Wiederansiedlung der vom Aussterben bedrohten Bachmuschel
Drohnenaufnahme des Flusses Nister
Die Nister ist ein geeigneter Lebensraum zur Wiederansiedlung für die Bachmuschel.

„59 Prozent der Süßwasserschnecken und -muscheln sind in Europa bedroht und gehören damit weltweit zu den am stärksten bedrohten Arten. Unabhängig von ihrem Schutzstatus sind gesunde Muschelbestände wichtig für die Biodiversität von Flüssen, weil sie obere Bodenschichten in Flüssen auflockern und das Wasser filtrieren und somit reinigen. Innerhalb der Fließgewässer-Ökosysteme fördern sie die aquatische Biodiversität. Deswegen sind wir in Rheinland-Pfalz sehr stolz darauf, dass die Nister ein geeigneter Lebensraum zur Wiederansiedlung für die Bachmuschel ist. Damit nehmen wir unsere besondere Verantwortung für die vom Aussterben bedrohte Art wahr und entwickeln die naturnahen Gewässer als besondere ‚Hotspots‘ der Biodiversität“, erläuterte Umweltministerin Katrin Eder bei der Übergabe eines Förderbescheids in Höhe von rund 394.000 Euro an die Universitäten Koblenz und Kassel. Zusammen mit dem SGD Nord-Präsident Wolfang Treis in Stein-Wingert setzte Eder junge nachgezüchtet Bachmuscheln und entsprechende Wirtsfische in die Nister aus.

Das auf zwei Jahre angelegt Projekt soll die Vermehrung einer maximal möglichen Menge von Jungmuscheln aus einem Elterntierbestand wissenschaftlich begleiten. Auch sollen weitere geeignete Besatzgewässer identifiziert werden. Als weiteres Ziel soll eine mindestens erforderliche Besiedlungsdichte für selbsterhaltende Bestände der Muscheln und der erforderlichen Wirtsfische ermittelt werden. 

Der Bestand der ursprünglich in Europa weit verbreiteten Bachmuschel (Unio crassus) ist seit Mitte des letzten Jahrhunderts so drastisch zurückgegangen, dass die Art auf der IUCN Roten Liste als gefährdet gilt. Auf der Roten Liste Deutschlands und in Rheinland-Pfalz wird die Bachmuschel als vom Aussterben bedroht eingestuft und ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. 

Als Hauptbedrohung für Süßwassermuscheln gelten derzeit der Verlust und die Fragmentierung von Habitaten, Eutrophierung, Wasserverschmutzung und invasive Arten sowie der Verlust von Wirtsfischen. Auch der Klimawandel mit der damit einhergehenden Erwärmung der Gewässer schädigt die Lebensräume der Muscheln und ihrer Wirtsfische. 

Großmuscheln, wie auch die Bachmuscheln, besitzen einen komplexen Lebenszyklus. Bei der getrenntgeschlechtlichen Art produzieren die weiblichen Bachmuscheln in der Fortpflanzungszeit in ihren äußeren, zu Bruttaschen („Marsupien“) umgebildeten Kiemen, Eier und brüten sie dort nach der Befruchtung durch Spermien zu zweiklappigen Larven, sogenannten Glochidien, aus. Die Glochidien werden nach ungefähr fünf bis sechs Wochen durch das Atemwasser ausgestoßen und nisten sich dann in den Kiemen von geeigneten Wirtsfischen wie Elritze, Döbel oder Groppe ein. 

„Effektiver Artenschutz setzt die Förderung natürlicher Gewässerentwicklung und die Wiederherstellung von Lebensräumen voraus. Die Nister ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie Naturschutz und Wasserwirtschaft Hand in Hand arbeiten. Ein Vorteil ist, dass die SGD Nord sowohl für den Naturschutz als auch für die Wasserwirtschaft zuständig ist. Der Erhalt der Artenvielfalt wird durch die Unterstützung der natürlichen Gewässerentwicklung und die Revitalisierung von Lebensräumen erreicht. Das gelingt nur dank der engagierten Zusammenarbeit zahlreicher Institutionen und Fachleute, wie beispielsweise der Universitäten Koblenz und Kassel, die heute Fördermittel erhalten“, so SGD Nord-Präsident Wolfgang Treis.

Pressemitteilung des MKUEM

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