Verwaltung trifft Wissenschaft: Mit einem gemeinsamen Plan zum attraktiven Lebensraum

Um einen attraktiven Lebensraum zu entwickeln, bedarf es eines Plans, eines gemeinsamen Plans. Denn was macht eine lebenswerte Region aus? Ein gutes Bildungs-, Kultur und ÖPNV-Angebot, eine ausreichende medizinische Versorgung, gute Voraussetzungen für Wirtschaftsunternehmen, ein vielfältiges Angebot an Arbeitsplätzen und Einkaufsmöglichkeiten, eine gesunde Umwelt, Familienfreundlichkeit … Zu erreichen ist das alles nur, wenn man über Gebietsgrenzen hinaus plant und verstärkt zusammenarbeitet, um Synergieeffekte zu schaffen. Daher sind Raumentwicklungskonzepte wichtig und nötig. In der europäischen Großregion, die Luxemburg, die ehemalige Region Lothringen, das Saarland, Rheinland-Pfalz, die wallonische Region sowie die deutschsprachige Gemeinschaft in Belgien umfasst, arbeitet man seit Jahren an einem ganz speziellen Raumentwicklungskonzept. Bei der jüngsten Veranstaltung von „Verwaltung trifft Wissenschaft“ in den Räumen der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord konnte Präsident Dr. Ulrich Kleemann einige Projektbeteiligte begrüßen, die über die Herausforderungen, den aktuellen Stand und die Perspektiven des ambitionierten Projekts berichteten.

Zu den 25 Partnern, die im Rahmen des EU-Projekts zusammenarbeiten, gehört auch die SGD Nord. Diese ist mit dem Referat Raumordnung und Landesplanung an der grenzüberschreitenden Raumentwicklung in der europäischen Grenzregion (REKGR) beteiligt, wie Katja Meder von der SGD berichtete. Das Konzept werde seit Januar 2018 über ein EU-Interreg-Projekt gefördert und im Koordinierungsausschuss für Raumentwicklung, einer Arbeitsgruppe des Gipfels der Großregion, mit technischer Unterstützung des Geoinformationssystems der Großregion (GIS-GR) erarbeitet. „Seit 2010 wurde eine Studie zur Entwicklung einer grenzüberschreitenden polyzentrischen Metropolregion (GPMR) in der Großregion erstellt, deren Umsetzung das große Ziel des Raumentwicklungskonzepts darstellt“, so Meder. Darüber hinaus wurden die für die Entwicklung der Großregion vorrangigen Verkehrsprojekte sowie eine vorbereitende Studie zum Thema Wirtschaft erstellt und später evaluiert. So konnten im Hinblick auf die weitere Erarbeitung des Konzepts Handlungsempfehlungen gegeben werden.

Was besonders zu beachten war und ist, erklärte Marie-Josée Vidal vom luxemburgischen Ministerium für Energie und Raumordnung, der federführenden Stelle: „Um die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Großregion zu steigern, ihre soziale und territoriale Kohäsion zu stärken, müssen sowohl die Schwächen wie auch die Stärken, die sich aus den Entwicklungsdynamiken in diesem gemeinsamen Raum ergeben, erfasst, verstanden, akzeptiert und bearbeitet werden“, so Vidal. Nur so werde es den politischen Akteuren möglich sein, sich dieser im Endspurt stehenden gemeinsamen, grenzüberschreitenden und operationellen Strategie anzunehmen und daraus zusammen, auch im Rahmen eines andauernden partizipativen Prozesses, eine dauerhafte und erfolgreiche Win-win-Partnerschaft zu garantieren. „Zum Wohle des Territoriums und der Gesellschaft“, erklärte Vidal.

Dr. Christian Muschwitz vom ebenfalls beteiligten Raumentwicklungs- und Kommunikationsinstitut „raumkom“ übernahm den wissenschaftlichen Teil des Vortrags und ging auf die Herausforderung des Projekts ein. Das Raumentwicklungskonzept der Großregion müsse mit einer „Zugroßregion“ umgehen, sagte er. „Mit Leben gefüllt werden wird das Konzept vor allem im Kernraum rund um das Großherzogtum Luxemburg und dann vor allem bei wenigen, ausgewählten Themen von besonderer Bedeutung für die regional Beteiligten.“ Muschwitz erläuterte, dass nicht alles durchzusetzen sei. Dass man auch einiges weglassen, andere Themenbereiche fokussieren und Leuchtturmprojekte herausarbeiten müsse. Als mögliches Leuchtturmprojekt im Mobilitätsbereich schlug er zum Beispiel eine Informations-App über öffentliche Verkehrsangebote in der gesamten Großregion vor.

Gastgeber Dr. Ulrich Kleemann sieht in der Erarbeitung solcher Raumentwicklungskonzepte gerade im Hinblick auf künftige gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedürfnisse eine bedeutende Aufgabe – und das nicht nur in der Grenzregion, sondern auch in vielen anderen Regionen des Landes. Er appellierte daher auch an politische Entscheidungsträger. „Es ist wichtig, dass man über die eigenen Gebietsgrenzen hinausdenkt und bereit ist, mit den Nachbarn zusammenzuarbeiten. So wird man am Ende Synergieeffekte schaffen, die den Bürgerinnen und Bürgern nützen“, sagte Kleemann.

 

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