Mit umsichtigem Fahren einen Beitrag zum Naturschutz leisten

Die Naturschutzexperten der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord bitten alle Verkehrsteilnehmer darum, in den kommenden Wochen durch erhöhte Aufmerksamkeit und angepasste Fahrgeschwindigkeiten Rücksicht auf straßenquerende Amphibien zu nehmen. So kann jeder Fahrer einen Beitrag dazu leisten, dass die Tiere das Ziel ihrer alljährlichen Wanderung – ihre Laichgewässer – unbeschadet erreichen.

In den vergangenen Wochen waren bereits die ersten Zugvögel am Himmel zu sehen. Zu den Frühlingsboten zählen auch zahlreiche Amphibienarten, die bei steigenden Temperaturen ihre Winterquartiere verlassen und sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern begeben. Die frühlaichenden Arten – wie der Grasfrosch und die Erdkröte – haben diese Wanderung vereinzelt schon bestritten. Sobald es in den kommenden Tagen auch nachts milder wird, werden die Amphibien in großen Gruppen unterwegs sein. Dabei stoßen die Tiere im dichtbesiedelten Raum oft auf Straßen, die sie überqueren müssen. Sofern es sich um eine Straße von üblicher Fahrbahnbreite handelt, befinden sich die Tiere für etwa 15 Minuten in akuter Lebensgefahr. Da Amphibien vorzugsweise nachts wandern und vergleichsweise klein sind, werden sie von Verkehrsteilnehmern schnell übersehen. Zudem hilft selbst ein vorsichtiges Ausweichmanöver nur bedingt, weil nicht nur die Reifen eine Gefahr für die Tiere darstellen: Ab Fahrgeschwindigkeiten von etwa 30 km/h entsteht unter gewöhnlichen PKW ein Unterdruck, der bei den Amphibien schwerste innere Verletzungen – wie zum Beispiel die Zerstörung der inneren Organe oder Knochenbrüche – hervorrufen kann. Als Obere Naturschutzbehörde bittet die SGD Nord daher alle Verkehrsteilnehmer, in den nächsten Wochen besonders aufmerksam zu sein und die entsprechenden Hinweisschilder zu beachten. Durch eine Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit kann zum Überleben der Tiere beigetragen werden. Wer besonders rücksichtsvoll sein möchte, meidet in den kommenden Wochen jene Straßen, die auf Amphibienwanderrouten liegen.

Zum Hintergrund

Viele heimische Amphibienarten sind stark gefährdet. Die SGD Nord unterstützt den Amphibienschutz in vielfältiger Weise. Neben der Förderung des ehrenamtlichen Amphibienschutzes werden zum Beispiel im Rahmen von Artenschutzprojekten zahlreiche Artenschutzmaßnahmen für die heimischen Amphibien auf den Weg gebracht. Im vergangenen Jahr wurden beispielsweise erneut Maßnahmen eines mehrjährigen Amphibienschutzprojektes im Westerwald durch die SGD Nord durchgeführt. Neben Aktionen für die ebenfalls stark gefährdeten Arten Gelbbauchunke, Laubfrosch oder Kreuzkröte wurden auch gezielt Maßnahmen für die Amphibie des Jahres 2022 – die Wechselkröte – umgesetzt.

Kurzporträt der Amphibie des Jahres 2022: Die Wechselkröte

Die Wechselkröte wird in Fachkreisen als Bufotes viridis bezeichnet. Die wärmeliebende Pionierart zählt zu den am stärksten bedrohten Amphibienarten Deutschlands. Als typischer Kulturfolger kommt sie im Zuständigkeitsbereich der SGD Nord in geeigneten thermophilen Lebensräumen – wie zum Beispiel Kiesgruben – vor. Die Wechselkröte ist im nördlichen Rheinland-Pfalz jedoch leider nur sehr selten anzutreffen.

Sowohl weibliche als auch männliche Wechselkröten erreichen eine Größe von maximal acht bis zehn Zentimetern. Die Tiere können bis zu zehn Jahre alt werden. Als optische Besonderheit der Wechselkröte gilt das variable grüne Fleckenmuster an Rücken und Seite, das an eine Camouflage-Bekleidung erinnert. Bei genauerem Hinsehen können zudem kleine, rötliche Warzen an den Flanken, die meist weiße Bauchunterseite sowie die grüne Iris der Augen als Erkennungszeichen dienen. Die Kröten ernähren sich hauptsächlich von Insekten, Würmern und Schnecken.

Wechselkröten sind meist ab Ende März und abhängig von der Witterung bis Juli oder August an und in den Gewässern zu finden. Die Tiere sind in der Regel bis in die Monate September und Oktober hinein aktiv. Im Spätherbst wandern die Tiere dann in ihre Winterquartiere.

Der Laich der Wechselkröte besteht aus mehreren Tausend schwarzen Eiern, die in Form großer Laichschnüre miteinander verbunden sind. Die Metamorphose der Larven erstreckt sich über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten.

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