9. Sitzung der Hochwasserpartnerschaft „Ahr“ stellte das Thema Gewässerunterhaltung in den Mittelpunkt

Im Zentrum der neunten Sitzung der Hochwasserpartnerschaft Ahr stand das Thema Gewässerunterhaltung. In ihren Vorträgen informierten die Referentinnen und Referenten rund 50 kommunale Teilnehmende, die an der Sitzung am 18.07.2022 in Oberdürenbach (VG Brohltal) teilnahmen.

Die Landrätin des Kreises Ahrweiler und Vorsitzendende der Hochwasserpartnerschaft Ahr, Cornelia Weigand, begrüßte die Teilnehmenden. Eingangs bat sie um eine Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer des ersten Jahrestags der Flutkatastrophe. Im Anschluss informierten Fachexpertinnen und Experten zu den aktuellen Entwicklungen und Sachständen. Frau Dr. Barbara Manthe-Romberg, Mitarbeiterin beim Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge (IBH) und Referentin beim Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz, moderierte die Veranstaltung.

Ute Juchem von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, referierte zu Rechtsfragen der Gewässerunterhaltung und spannte einen Bogen von der historischen Entwicklung der Wassergesetze bis zur Neufassung der Landeswassergesetze Rheinland-Pfalz im Jahr 2015. Sie informierte drüber, dass Gewässerunterhaltung an Bewirtschaftungsziele und Maßnahmenprogramme des Landes ausgerichtet werden müssen.

Gewässerunterhaltung ist eine Daueraufgabe und umfasst nach dem Wasserhaushaltsgesetz (§ 39 WHG) eine ganze Palette von Aufgaben und Zielsetzungen. Diese müssen mit Blick auf Ökologie und Funktion des jeweiligen Gewässers miteinander abgewogen werden. Dazu zählen die Erhaltung des Gewässerbetts, die Sicherung des ordnungsgemäßen Wasserabflusses, die Erhaltung der Ufer, aber auch die Beseitigung von Totholz oder das Fällen von gesunden Bäumen. Dabei ist zu beachten, dass gerade gesunde Bäume das Ufer bei Hochwasser stabilisieren und damit Erosion und Hochwasserschäden vermindern. Die Erhaltung und Neuanpflanzung einer standortgerechten Ufervegetation, auch aus ökologischen Gründen und zur Beschattung der Gewässer, ist als Aufgabe der Gewässerunterhaltung ausdrücklich im Gesetz genannt.

Christof Kinsinger vom Internationalen Beratungszentrum für Hochwasserpartnerschaften und Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge Rheinland-Pfalz (HPI und IBH) informierte über Möglichkeiten und Grenzen der hochwasservorsorgenden Gewässerunterhaltung. Er betonte, dass für eine effiziente Hochwasservorsorge eine Kooperation aller Akteure notwendig ist. Denn bei Hochwasserereignissen muss insbesondere in den Ortslagen möglichst viel Wasser schadlos im Gewässer abgeführt werden. Das Gewässer braucht einen breiten Fließquerschnitt und flache Vorländer, wo es möglich ist. Brücken und Verrohrungen und auch Treibgut- und Geschieberückhalte (d.h. Sand, Schotter, Steine) müssen regelmäßig kontrolliert und geräumt werden. Innerorts müssen Gehölze zurückgeschnitten und Ablagerungen im Uferbereich und Gewässerumfeld beseitigt werden. In Außenbereichen hat die natürliche Gewässerentwicklung und der damit verbundene Wasserrückhalt Vorrang. Hier können Gehölzpflanzungen nach einer gewissen Vorlaufzeit zum Rückhalt von Treibgut beitragen.

Nach einer konstruktiven Diskussion informierte Anja Toenneßen, Geschäftsbereichsleiterin bei der Kreisverwaltung Ahrweiler, zum aktuellen Stand der Aufstellung des Gewässerwiederherstellungskonzeptes der Ahr und der Zuflüsse II. Ordnung. Erste Zwischenergebnisse sollen im Herbst vorgestellt werden.

Zum Hintergrund

Hochwasserpartnerschaften sind freiwillige Zusammenschlüsse von Gemeinden, Städten, Verbandsgemeinden und Kreisen, die an einem von Hochwasser betroffenen Gewässer liegen und die Hochwasservorsorge gemeinsam voranbringen möchten. Die Hochwasserpartnerschaft „Ahr“ ist seit 2014 aktiv. Zum Workshop waren alle Verbands- Stadt- und Ortsbürgermeister eingeladen, um sich mit den Fachexperten auszutauschen. Das Informations- und Beratungszentrum Hochwasser (IBH) unterstützt die Hochwasserpartnerschaften bei der Organisation und Durchführung von Workshops zu allen Themen und Aspekten der Hochwasservorsorge. Weitere Informationen unter:  Wiederaufbau Ahrtal SGD Nord (rlp.de)

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