„Ich freue mich über den Fortschritt bei dem so wichtigen Baustein zur Hochwasservorsorge, dem Gewässerherstellungskonzept, welches durch die Kreisverwaltung Ahrweiler zeitnah beauftragt wird. Als Obere Wasserbehörde ist die SGD Nord fachlich beratend tätig und steht in engem Austausch mit den Akteuren. Die Geschäftsführung der Hochwasserpartnerschaft ‚Ahr‘ wurde vom Land Rheinland-Pfalz übernommen. Um die Hochwasservorsorge im Einzugsgebiet der Hochwasserpartnerschaft zu strukturieren und Maßnahmen umzusetzen, halte ich weiterhin die Gründung eines Zweckverbandes für zielführend“ so Wolfgang Treis, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord.
Anja Toenneßen, Geschäftsbereichsleiterin bei der Kreisverwaltung Ahrweiler berichtete in Ihrem Vortrag, dass die Erstellung eines Plans zur Wiederherstellung der Ahr und ihrer Zuflüsse II. Ordnung (Trierbach, Adenauer Bach und Nonnenbach) durch die Kreisverwaltung beauftragt wird. Dieser soll Grundlage zur Gefahrenbeseitigung, zur Verbesserung des Abflusses und der Gewässerstruktur sein. Hierbei stehen besonders die Wiederherstellung der Gewässerökologie, die Schaffung von Rückhaltefunktionen sowie die Schaffung von Abflussflächen in besiedelten Bereichen im Vordergrund. Um den Planungsprozess zu beschleunigen, wurden fünf Gewässerabschnitte gebildet, für die jeweils ein Fachbüro beauftragt wird. Ein weiteres Fachbüro soll die Gewässerwiederherstellungspläne für die einzelnen Abschnitte zu einem Gesamtkonzept zusammenzuführen. Da mit einem Planungszeitraum von rund einem Jahr zu rechnen ist, hat der Kreis zudem einen Wasserbauingenieur eingestellt, um bereits im Vorgriff auf den Wiederherstellungsplan in besonders gefährdeten Bereichen Maßnahmen durchführen zu können.
„Der Wiederaufbau ist eine Mammutaufgabe und kann nur im gemeinsamen Schulterschluss gelingen. Hier sind alle Beteiligten von der kommunalen Ebene bis hin zum Bund gefragt, mit ihrem Wissen die Weichen für örtliche Strukturen zu stellen, die einerseits der Hochwasservorsorge, aber auch den Bedürfnissen der Einwohner Rechnung tragen,“ betonte der Erste Kreisbeigeordnete Horst Gies MdL, der die Veranstaltung eröffnete.
Prof. Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf, von der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen, berichtetet über das Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung „KAHR“, welches für Klimaanpassung, Hochwasser und Resilienz steht und den Wiederaufbauprozess nach der Flutkatastrophe in Rheinland Pfalz und Nordrhein Westfalen wissenschaftlich begleitet. Er machte deutlich, dass sich Hochwasserereignisse an der Ahr auch in Zukunft nicht vermeiden lassen, es aber gilt, mit tragfähigen und nachhaltigen Konzepten, sowie koordinierten Maßnahmen, Risiken deutlich zu senken. Raum für die Ahr und Hochwasserrückhalt in der Fläche seien maßgeblich. Die in Arbeit befindliche "Rückhaltepotenzialstudie" soll die Hochwasserpartnerschaft „Ahr“ unterstützen.
Joachim Gerke, Abteilungsleiter für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz der SGD Nord bekräftigte diese Ansicht. Er stellte heraus, dass Acker- und Grünlandflächen im rheinland-pfälzischen Einzugsgebiet der Ahr einen unterdurchschnittlichen Flächenanteil haben. In der Gesamtbetrachtung der Abflussbildung ist eine Verbesserung des Wasserrückhalts bei kleineren Hochwässern relevant. Wesentliche Bausteine der Hochwasservorsorge liegen in den Bereichen Gefahrenabwehr, Hochwasserschutz, Gewässerentwicklung, Bau- und Flächenvorsorge. Er ergänzte den Vortrag von Frau Henrichs vom Landesamt für Umwelt (LfU) und Herrn Michels (SGD Nord), die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von gewässerkundlichen und lokalen Beispiele aufgezeigten, um dem Aspekt, dass bereits Hilfsmessstellen in Arbeit sind. Zudem regte er an, dass Vertreterinnen und Vertreter des Katastrophenschutzes und der freiwilligen Feuerwehr das in Mainz befindliche Hochwassermeldezentrum des Landes besuchen, um sich über Abläufe, sowie Möglichkeiten und Grenzen von Prognosen zu informieren.
„Zu erfahren, dass in das Thema jetzt Bewegung kommt, ist für mich eine Beruhigung. Die verheerende Flut hat auch dem letzten Zweifelnden vor Augen geführt, dass die Folgen des Klimawandels uns alle treffen können und die Vorsorgekonzepte von gestern bei weitem nicht mehr ausreichen. Wir müssen in jeder Hinsicht neu denken und dabei stets die Nachhaltigkeit unseres Tuns im Auge behalten. Mit Blick auf die Ahr und ihre Zuflüsse heißt das für mich: wir müssen ihnen mehr Raum geben, “ so Cornelia Weigand, Landrätin des Kreises Ahrweiler, die an der Veranstaltung noch in ihrem Amt als Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr, teilnahm.
Aufgrund des aktuellen Pandemiegeschehens wurde der Workshop als Online-Veranstaltung durchgeführt und von Frau Dr. Barbara Manthe-Romberg, Mitarbeiterin beim Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge (IBH) und Referentin beim Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz, moderiert.
Zum Hintergrund
Hochwasserpartnerschaften sind freiwillige Zusammenschlüsse von Gemeinden, Städten, Verbandsgemeinden und Kreisen, die an einem von Hochwasser betroffenen Gewässer liegen und die Hochwasservorsorge gemeinsam voranbringen möchten. Die Hochwasserpartnerschaft „Ahr“ ist seit 2014 aktiv. Zum 6. Workshop waren alle Verbands- Stadt- und Ortsbürgermeister eingeladen, um sich mit Expertinnen und Experten des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität, der SGD Nord, RWTH Aachen, der Hochschule Koblenz, des Landesamts für Umwelt, des Kompetenzzentrums Hochwasservorsorge und Hochwasserrisikomanagement (KHH) sowie des IBH auszutauschen. Das Informations-und Beratungszentrum Hochwasser (IBH) unterstützt die Hochwasserpartnerschaften bei der Organisation und Durchführung von Workshops zu allen Themen und Aspekten der Hochwasservorsorge.