PFAS-Belastungen um den Flugplatz Spangdahlem
Akteure & Messnetz
Seit dem Jahr 2000 unterliegen die Gewässer um den Flugplatz Spangdahlem einer Umweltbeobachtung der Wasserwirtschaftsbehörden auf Schadstoffe. Ab dem Jahr 2011 wurde nach dem Bekanntwerden von Schadensfällen mit einer systematischen und intensiven Untersuchung einzelner Gewässer auf polyfluorierte Tenside (PFT) begonnen. Im Rahmen von Baumaßnahmen und nach Schadensfällen wurden allerdings schon ab Mitte der 1990er Jahre im Auftrag der US Air Force und in Abstimmung mit den Behörden gutachterliche Untersuchungen der Böden auf LHKW- und Mineralölbelastungen veranlasst, die nach Feststellung saniert wurden. Zur Erfassung der Belastungen wurden ca. 80 Messstellen auf dem Flugplatzgelände eingerichtet.
Außerhalb des Flugplatzgeländes überwacht die SGD Nord regelmäßig die Gewässer. Alleine an den Oberflächengewässern wurden mittlerweile ca. 20 Sondermessstellen eingerichtet.
Ein vordringliches Ziel ist die Aufspürung der PFAS-Quellen, um den fortlaufenden Schadstoff-Nachschub in die Oberflächengewässer zu unterbrechen.
In Abstimmung mit den Verbandsgemeindeverwaltungen Speicher und Wittlich-Land sowie den örtlichen Angelvereinen hat die SGD Nord gezielt fischereilich genutzte Teiche und Fließgewässer im Umfeld des Flugplatzes Spangdahlem auf PFAS in das Messnetz integriert. Begleitende Fischuntersuchungen im Umfeld des Flugplatzes haben in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Angelvereinen und Fischereipächtern stattgefunden.
Im Oktober 2013 wurde eine Expertengruppe eingerichtet, um die Auswirkungen von Altschäden mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC bzw. PFT) zu analysieren und ggf. Sanierungsmaßnahmen zu vereinbaren. Dazu müssen Messprogramme aufeinander abgestimmt und Untersuchungsergebnisse gemeinsam erörtert werden. In der Arbeitsgruppe sind Vertreter und Experten deutscher Behörden und des amerikanischen Militärs beteiligt, die sich in regelmäßigem Turnus besprechen und abstimmen. Dabei sind die unterschiedlichen rechtlichen Kompetenzen und behördlichen Zuständigkeiten wie auch Möglichkeiten zu berücksichtigen und zu verbinden. Gemeinsames Ziel ist ein offener und transparenter Umgang mit den Erkenntnissen zu den Umweltbelastungen.
Darüber hinaus werden je nach Fall Vereinbarungen mit weiteren Akteuren getroffen, so beispielsweise dem örtlichen Angelsportvereinen.
Belastungen
Unter Berücksichtigung historischer Erkundungen konnten als maßgebliche Eintragungsorte von PFAS in die Umwelt neben Flugzeugabsturzstellen und anderen Brandorten insbesondere die Feuerlöschübungsplätze identifiziert werden. Zur Ermittlung und Eingrenzung der Belastungs- und Schadensschwerpunkte wurden vertiefende Boden- und Grundwasseruntersuchungen beauftragt. Die Identifizierung dieser Belastungsschwerpunkte von PFAS liefert schon jetzt die Erklärung für hohe Belastungen von Wasser, Schlamm und Fischen aus dem Weiher „Im Märchen“ und im Linsenbach.
Die umfangreichen Analysen und Messprogramme zeigen, dass die Gewässer um den Flugplatz Spangdahlem mit bis zu 2 µg/l PFT belastet sind, was deutlich über den einschlägigen nationalen Richtwerten liegt. Diese Werte korrespondieren mit den Ergebnissen erster Untersuchungen auf dem Flugplatzgelände und seinem Umfeld.
Bei der Untersuchung der fischereilich genutzten Teiche und Fließgewässer wurden überwiegend geringe Belastungen (ca. 0,01 µg/l PFT) gefunden, wie sie auch in anderen Gewässern vielfach anzutreffen sind (sog. Hintergrundbelastung). Auch an den Messstellen „Kailbachmündung“ und „Salm bei Bruch“ zeigte sich ein geringes Konzentrationsniveau von etwa 0,01 bis 0,05 µg/l.
Eine relativ hohe Belastung wies in allen Messzyklen der Teich „Der große Blaue“ im Binsfelder Naturschutzgebiet mit einem PFT-Gehalt von ca. 0,5 µg/l auf.
Der höchste Wert von 3 µg/l wurde jedoch nahe am Flugplatz im Märchenweiher gemessen. Das bis dahin als Angelweiher genutzte Gewässer wurde mittlerweile im Benehmen mit der SGD Nord durch den örtlichen Angelverein aufgegeben.
In der Öffentlichkeit war der Verdacht einer PFAS-Belastung des Flugzeugtreibstoffes JP8 geäußert worden. Auf Grund von Untersuchungen kann jedoch davon ausgegangen werden, dass der in Spangdahlem verwendete Flugzeugtreibstoff unbelastet ist.
Im Mai 2016 wurden im Bereich Binsfeld zudem Grasproben auf ihren PFT Gehalt untersucht. Die festgestellte Belastung der Proben lag hierbei in allen Fällen unterhalb der Bestimmungsgrenze (<0,003 mg PFT / kg Frischgras).
Eine erneute Bodenbeprobung auf diesen Flächen im Jahr 2016 ergab bei 3 Flächen niedrigere Gehalte an PFT (maximal 0,029 mg/kg Bodenfeststoff) als in 2015. Die Unterschiede können u. a. durch die Probenahme und die Analytik bedingt sein. Bei 3 weiteren Flächen wurden wie vorher PFAS-Werte unter der Bestimmungsgrenze des Analyseverfahrens festgestellt.
Maßnahmen & Empfehlungen
Um zielgerichtet über Maßnahmen zu entscheiden, wurde ein Grundwassermodell für das großräumige Umfeld des Flugplatzes erarbeitet. Damit werden die Grundwasserströmung (Fließrichtung, Fließgeschwindigkeit, Strömungsmengen) und die Grundwasserspiegellage berechnet. Gekoppelt mit einem Stofftransportmodell lässt sich auch die Ausbreitung von gelösten (Schad-)Stoffen im Grundwasser visualisieren.
Im Januar 2015 wurde erstmals der Nachweis von PFAS im Rohwasser des Brunnens Beilingen geführt. Auch wenn aus dem Grundwassermodell eine Fließzeit von etwa 40 Jahren hergeleitet werden kann, so könnte dieser Befund die Aussagen des Grundwassermodells untermauern. Der gemessene Wert liegt allerdings im Bereich der Bestimmungsgrenze und gilt als unkritisch.
Die Wasserqualität wird monatlich von der VG Speicher überwacht und die Daten im Internet veröffentlicht. Zur gezielten Beobachtung der Situation zwischen Flugplatz und Brunnen sollen auf der Grundlage eines hydrogeologischen Gutachtens Grundwassermessstellen eingerichtet werden.
Analytisch belegt ist der Eintrag von PFAS in die umgebenden Oberflächengewässer über Abwasseranlagen. Ein Bauauftrag zur Erweiterung der Regenrückhaltebecken (RRB) und zum Ausbau der sog. Fangbecken wurde bereits erteilt. Ziel dieser Maßnahme ist es, mehr belastetes Niederschlagswasser getrennt aufzufangen und der Kläranlage zuzuführen. Nach Abschluss dieser Baumaßnahme wird eine Verbesserung der Situation bei Regenwetter eintreten.
Bodenuntersuchungen des Landes auf verschiedenen Grundstücken in Binsfeld ergaben, dass eine Gesundheitsgefahr durch Kontakt mit dem Boden nicht zu befürchten ist. Derzeit wird der Frage nachgegangen, inwieweit die gefundenen PFAS-Konzentrationen im Boden für die Aufnahme durch Nutzpflanzen relevant sind.
Nach Auffassung der Experten in der „Arbeitsgemeinschaft Flugplatz Spangdahlem“ wird es für das PFAS-Belastungsproblem in Spangdahlem keine einfachen und schnellen Lösungen geben. Dies gilt nicht nur aufgrund des Umfangs, sondern auch weil viele Fachfragen zur Wirkung der PFAS auf Mensch und Umwelt von der Forschung noch ungeklärt sind. Oberste Priorität hat für die Beteiligten aus Behörden und Kommunen sowie des amerikanischen Militärs der Ausschluss einer Gefährdung der Menschen.