Die Nister – Ein Bündnis für die Flussperlmuschel
© Aktion Blau Plus
Die Nister fließt der Sieg im Norden von Rheinland-Pfalz zu und ist wie nahezu alle Fließgewässer in Deutschland nicht mehr in ihrem natürlichen Zustand. Dennoch ist die Nister vor allem eins: ein besonderer Lebensraum.
Sie und ihre Nebengewässer bieten vielen Arten ein besonderes Refugium. Zu den äußerst schutzbedürftigen zählt insbesondere die vom aussterben bedrohte Flussperlmuschel. Damit ihr Lebensraum erhalten bleibt, sind Maßnahmen im und am Gewässer notwendig. Dies kann allerdings nur erreicht werden, wenn alle mithelfen.
Aktuelles:
27.04.2017: Wehrrückbau an der Nister – wichtiger Schritt zur Durchgängigkeit
„Das Wehr der ehemaligen Firma Dalex ist ein unüberwindbares Wanderhindernis für Fische, die in der Nister leben. Jetzt trägt der Rückbau zur Wiederherstellung der linearen Durchgängigkeit des Gewässers und zur Anbindung der Nister an die Sieg, bei. Damit ist zukünftig eine barrierefreie Wanderung der Tiere möglich“, so Dr. Ulrich Kleemann, Präsident der SGD Nord.
Der Rückbau von Querbauwerken ist notwendig, um die Nister als Lebensraum für einheimische Fischarten sowie für die vom Aussterben bedrohte Flussperlmuschel, zu erhalten. In Teilabschnitten wird das Wehr im Kreis Altenkirchen auf einer gesamten Breite von rund 20 Metern abgerissen. Im Anschluss wird die Gewässersohle mit bereits vorhandenem und geeignetem Steinmaterial stromabwärts angeglichen. Um den Gewässerverlauf anzupassen, werden die Uferböschungen mit vorhandenem Stein- und Erdmaterial entsprechend aufgefüllt und begrünt. So nimmt das Gewässer seine ursprüngliche und natürliche Breite ein.
Die SGD Nord führt die Arbeiten für die Kreisverwaltung Altenkirchen im Rahmen der Gewässerunterhaltung durch. Die Bauarbeiten sollen bis zum Sommer abgeschlossen sein. Die Kosten betragen rund 70.000 Euro und werden vom Land Rheinland-Pfalz übernommen.
Umweltministerin Ulrike Höfken unterzeichnet die Vereinbarung zum Nisterprogramm in Marienstatt (Westerwaldkreis) im Beisein des Präsidenten der SGD Nord, Dr. Ulrich Kleemann. ; © SGD Nord
20.03.2017 SGD Nord: Vereinbarung zum Nisterprogramm unterzeichnet
Heute hat Umweltministerin Ulrike Höfken die Vereinbarung zum Nisterprogramm in Marienstatt (Westerwaldkreis) im Beisein des Präsidenten der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, Dr. Ulrich Kleemann, unterzeichnet.
„Das Nisterprogramm ist ein wichtiger Schritt, um den einzigartigen Lebensraum direkt vor unserer Haustüre zu erhalten und zu schützen. Seit 1985 galt die Flussperlmuschel in der Nister als ausgestorben und wurde hier vor gut zehn Jahren wiederentdeckt. Diese Wiederentdeckung kann uns bei unserem Engagement gegen das Artensterben ermutigen. Denn es gibt noch viel zu tun: Jedes Jahr sterben rund 58.000 Arten weltweit aus“, sagte Umweltministerin Ulrike Höfken. Das Nisterprogramm setze ein wichtiges regionales Zeichen gegen das Artensterben, so Höfken.
„Die Nister und ihre Nebengewässer bieten vielen Arten ein besonderes Refugium.
Im Fokus steht dabei der Erhalt der Flussperlmuschel, die vom Aussterben bedroht ist. Die landesweit letzten Exemplare dieser Art leben in der Nister. Ich freue mich, dass die Vereinbarung zum Nisterprogramm nach einem Jahr intensiver Vorbereitung nun unterschriftsreif ist. Als Obere Wasserbehörde koordiniert die SGD Nord das Gesamtprojekt. Für die gute Zusammenarbeit und die Unterstützung aller Beteiligten möchte ich mich bedanken“, so SGD Nord Präsident Dr. Ulrich Kleemann.
Damit dieser besondere Lebensraum erhalten bleibt, sind Maßnahmen im und am Gewässer notwendig. Das Land Rheinland-Pfalz fördert schon jetzt die Erhaltung von Großmuscheln, wie der Flussperlmuschel und der Bachmuschel, in Höhe von jährlich rund 25.000 Euro. Weitere Maßnahmen sollen auch im Rahmen eines Modellvorhabens entwickelt und umgesetzt werden.
Im Anschluss an die Unterzeichnung der Vereinbarung wurde eine der ersten, bereits umgesetzten Maßnahmen des Nisterprogramms besichtigt. Durch den Bau der neuen Pumpstation Marienstatt konnte die alte Teichkläranlage Marienstatt außer Betrieb genommen werden. Das anfallende Abwasser wird künftig zur Kläranlage in Nister gefördert. Daraus resultiert eine Reduzierung der Nährstoffeinträge in die Nister, die zu einer Verbesserung der Gewässerqualität und zum Lebensraum der vom Aussterben bedrohten Flussperlmuschel, beiträgt.
Beim Termin anwesend waren auch die Landräte des Westerwaldkreises und des Landkreises Altenkirchen als Unterzeichner, ebenso wie der Präsident des Landesamtes für Umwelt (LfU), Dr. Stefan Hill und die Vertreter der anliegenden Verbandsgemeinden, des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel (DLR), der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Nister, der Forstämter Rennerod und Hachenburg, sowie der rheinland-pfälzischen Landesverbände des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Naturschutzbunds Deutschland (NABU).
Zum Hintergrund:
Die Nister fließt der Sieg im Norden von Rheinland-Pfalz zu und ist wie nahezu alle Fließgewässer in Deutschland nicht mehr in ihrem natürlichen Zustand. Mit Blick auf die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und die Aktion Blau Plus, die die Wiederherstellung von naturnahen Gewässerzuständen fördert, werden vielfältige, konkrete Maßnahmen für die Nister geplant und umgesetzt. Das Land Rheinland-Pfalz hatte im Dezember 2015 gemeinsam mit den Kommunen im Einzugsgebiet der Nister die Einrichtung eines Flusskomitees initiiert, um gemeinschaftlich einen „Flussvertrag für die Nister“ zu erstellen. Das Nister-Komitee besteht aus Vertretern von Kommunen, Behörden, Vereinen und Verbänden. Ziel ist es, Maßnahmen für einen guten, ökologischen Zustand des Gewässers zu erarbeiten.
Quelle: Fotostudio Röder-Moldenhauer
Die beiden Kolbenmembranpumpen im Inneren des Pumpwerks
02.12.2016: Maßnahme der VG Hachenburg im Vorfeld des Nistervertrags
Außerbetriebnahme der Teichkläranlage in Marienstatt durch neues Pumpwerk möglich
Der Nistervertrag ist noch nicht unterschrieben, aber bereits jetzt werden Maßnahmen aus dessen Entwurf umgesetzt: Aktuell durch die Inbetriebnahme des neuen Pumpwerks in Marienstatt. Durch diese Maßnahme kann die Teichkläranlage Marienstatt nun außer Betrieb genommen werden. Das hier anfallende Abwasser wird künftig zur Kläranlage in Nister gefördert, welche eine deutlich bessere Behandlung des Wassers verspricht. Die hieraus resultierende Reduzierung der Nährstoffeinträge in die Nister, trägt zu einer Verbesserung der Gewässerqualität und somit auch des Lebensraums der vom Aussterben bedrohten Flussperlmuschel bei.
Quelle: Fotostudio Röder-Moldenhauer
Zur Inbetriebnahme der neuen Pumpstation waren auch drei Vertreter des Nisterkomitees vor Ort. V.l.n.r.: Jennifer Hahn (SGD Nord, Montabaur), Marco Dörner (Werkleiter, VGW Hachenburg) und Gabriele Greis (1. Beigeordnete, VG Hachenburg) anwesend. Im Hintergrund fließt die Nister.
23.11.2016: Reaktivierung eines ehemaligen Wiesenbewässerungsgrabens
Die SGD Nord hat aktuell einen Flächenankauf von rd. 2,7 ha in der Gemarkung Stein-Wingert getätigt. Hier soll ein ehemaliger Wiesenbewässerungsgraben, der zwischenzeitlich verlandet ist und kein Wasser mehr führt, in einem Teilabschnitt reaktiviert werden. Hierfür wird der Graben ab dem noch bestehenden Einlaufbereich auf einer Länge von rd. 650 m wiederhergestellt. Für viele aquatische Lebewesen sind geschützte und weniger stark durchströmte Bereiche innerhalb der Gewässeraue unverzichtbar. Die Umgestaltung mit Habitatfunktion ist eine aus dem Nistervertrag resultierende vorgezogene Sofortmaßnahme und soll aufgrund ihrer positiven Auswirkungen schnellstmöglich umgesetzt werden.
21.07.2016:
Letzte Woche fand die 2. Sitzung des Nisterkomitees statt. Hier wurden bereits einige konkrete Maßnahmen der vier Arbeitsgruppen vorgestellt. Mehrere hiervon sollen aufgrund ihrer Dringlichkeit bereits in Kürze als Sofortmaßnahmen eingeleitet werden.
Erfreuliches gibt es auch vonseiten der Muschelaufzucht durch die Arge Nister zu berichten: die aktuell größte Flussperlmuschel ist bereits rd. 2,3 cm groß!
Vorab war der Präsident der SGD Nord, Dr. Ulrich Kleemann, vor Ort an der Nister und konnte sich ein aktuelles Bild zum Zustand des Flusses, der Muschelaufzucht und der derzeit laufenden Forschungsarbeiten machen.
20.05.2016:
Nisterkomitee – Geschäftsordnung beschlossen
Gestern tagte das Nisterkomitee im Löwensaal des Vogtshofes in Hachenburg. Bei dieser Sitzung wurden abschließend organisatorische Dinge geregelt. So wurde u. a. die Endfassung der Geschäftsordnung des Komitees beschlossen. Weiter sind nun vier Arbeitsgruppen zu den Hauptthemenbereichen eingerichtet worden, welche ab sofort die Ausarbeitung möglicher Maßnahmen an der Nister vornehmen sollen. Die vier Themenbereiche sind: Artenschutz (Erhalt und Wiederaufbau der Flussperl- und Bachmuschel, Fischbestandsaufbau, Erschließung neuer Lebensräume faunistischer Arten), Regulierungsmaßnahmen (Neozoen und Neophyten), Gewässerschutz (Gewässerrandstreifen, Optimierung von Kläranlagen und Mischwassereinleitungen) sowie Gewässerstruktur (Rückbau/Umbau von Querbauwerken, Gewässerentwicklungskorridore, sohlverbessernde Maßnahmen).
03.05.2016:
Heute fand an der Nister eine Infoveranstaltung für die Mitglieder des Nisterkomitees sowie weitere Interessierte statt. Ziel war es, den aus unterschiedlichsten Tätigkeitsbereichen stammenden Mitgliedern einen Überblick über die Thematik an der Nister zu geben.Hierzu wurden u. a. Vorträge zu den Themenbereichen Gewässerökologie, Flussperlmuscheln, Einträge ins Gewässer, Neophyten und Selbstreinigungskraft der Gewässer gehalten. Im Anschluss fand eine Begehung an der Nister statt, bei der die Teilnehmer auch einen ersten Eindruck über die aktuell stattfindenden Forschungsarbeiten erlangen konnten.
14.04.2016:
Als Obere Wasserbehörde hatte die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord am 14.04.2016 zur konstituierenden Sitzung des Nister-Komitees eingeladen. Dieses setzt sich aus Vertretern von Kommunen, Behörden, Vereinen und Verbänden zusammen. Ziel des Komitees ist es, Maßnahmen für einen guten, ökologischen Zustand des Gewässers zu erarbeiten. Im Fokus steht dabei der Erhalt der Flussperlmuschel, die vom Aussterben bedroht ist. Die landesweit letzten Exemplare dieser Art, leben in der Nister.
Zum Hintergrund
Das Land Rheinland-Pfalz hatte im Dezember 2015 gemeinsam mit den Kommunen im Einzugsgebiet der Nister die Einrichtung eines Flusskomitees initiiert, welches gemeinschaftlich einen „Flussvertrag für die Nister“ erarbeiten soll. Dieser soll bis zum Ende dieses Jahres fertiggestellt werden.
Mit Blick auf die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und die Aktion Blau Plus, die die Wiederherstellung von naturnahen Gewässerzuständen fördert, sind Maßnahmen für die Nister geplant. Dazu zählen die gezielte Anzucht von Flussperlmuscheln, der Schutz der einheimischen Artenvielfalt, die Renaturierung und der Rückbau von Querbauwerken zur Wiederherstellung der Gewässerdurchgängigkeit sowie die Reduzierung unterschiedlicher Gewässereinträge.
In einem Flussvertrag werden alle Bereiche, die die Qualität des Wassers und des Lebensraumes Fluss in direkter und indirekter Weise beeinflussen, vereint. Der Flussvertrag und die dahinter stehende Partnerschaft ist kein rechtlich bindendes Dokument. Er verdeutlicht aber die Ernsthaftigkeit der Anstrengungen aller Beteiligten und entfaltet damit eine Bindungswirkung zur Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen.
Der Beschluss zur Einrichtung des Flusskomitees wird von Umweltministerin Ulrike Höfken, dem Landrat des Westerwaldkreises Achim Schwickert, dem Landrat von Altenkirchen Michael Lieber und den Bürgermeistern Peter Klöckner (VG Hachenburg), Konrad Schwan (Gebhardshain), Jürgen Schmidt (Bad Marienberg), Heijo Höfer (Altenkirchen), Rainer Buttstedt (Hamm), Gerrit Müller (Rennerod), Michael Wagener (Wissen) und Gerhard Loos (Westerburg) unterstützt. Weiter wird sich das Komitee auch aus Vertretern der Landwirtschaft, Vereinen und Verbänden, wie beispielsweise dem DLR WW-OE, dem NABU, dem BUND, der beteiligten Forstämter und der Arge Nister, zusammensetzen. Vorangegangen war eine Informationsveranstaltung im Dezember 2015 unter Leitung des Präsidenten der SGD Nord, Dr. Ulrich Kleemann, an der alle genannten Kommunen teilnahmen.